Aberglaube und Gebräuche


 

Allerlei Heilmittel aus dem Wieller Kirchspiel

Glück, Unglück, Zukunft

Verschiedene Aberglauben aus Ciessau Kr. Neustadt

Adventszeit, Osterzeit, Johannisfest

Verschiedene Aberglauben aus Linde Kr. Neustadt

 

Allerlei Aberglaube aus Strellin, Kr. Putzig

 

 

 

 

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Allerlei Heilmittel aus dem Wieller Kirchspiel

aus: 'Mitteilungen des Vereins für Kaschubische Volkskunde' (Hrsg. Dr. F. Lorentz und I. Gulgowski) 1908-1913

 

Gegen Warzen (brodwvka): Am Kreuzwege hebe man einen Stein auf, bestreiche mit der unteren Seite die Warze, lege ihn wieder auf die alte Stelle und gehe, ohne sich umzuwenden, schweigend nach Hause. – Man bestreiche die Warze mit einem gefundenen Knochen oder einem abgenutzten Besen. – Man reibe sie mit Heidesand, der von einem herabhängenden Kiefernzweig berührt wird, ein. – Vier spitze Kienspäne werden kreuzweise in die Warze gesteckt und damit der Auswuchs durchgerissen. – Wenn der Priester am Altare das Meßbuch zumacht, soll man dreimal mit der Hand über die Warzen streichen. – Es werden in einen Bindfaden soviel Knoten gebunden, als man Warzen hat. Dieser wird unter den Schweinetrog gelegt, und wenn er verfault, vergehen auch die Warzen. – Mit gestohlenem Fleisch werden drei Kreuze über die Warzen gemacht, und das Fleisch wird unter einen Stalltrog gelegt.

Gegen Fieber  (ogrószka): Man muß den Kranken unbemerkt mit kaltem Wasser begießen, damit er erschrickt. – Man muß ihn mit dem Sand aus dem Wagengeleise belegen. – Man muß ihn mit geweihten Kräutern beräuchern. – Er muß am Weihnachtsfest vor Sonnenaufgang im fließenden Wasser baden. – Arzneimittel sind: getrocknetes und zerstoßenes gefundenes Brot mit Wasser, Rum mit Salz, aus neun verschiedenen Flaschen zusammengegossener Schnaps, die Asche eines Stücks von einer Altardecke mit Wasser, Tee von rúta (ruta graveolens), Meerrettich mit Buttermilch. – Als Vorbeugungsmittel gibt man den Kindern von den am Palmsonntag geweihten Palmen drei Schäfchen zum Aufessen. Dies schützt das ganze Jahr hindurch gegen Fieberanfälle.

Bei Geschwüren (vrzód) werden aufgelegt: Schwalbennester, Zwiebeln, getrocknete Pilze, Tabaksblätter, Erlenblätter, Wegerich, Talg, Harz, ungesalzene Butter, Hafermehl, Kamillentee.

Den Karbunkel (vdra) muß man mit den Krallen einer Fischotter öffnen, dann heilt er bald.

Gegen kalten Brand (strzelonï vrzód): In der Nähe des Fußes muß man einen Haufen Pulver aufschütten und es anzünden. Mit dem Knall geht auch der Brand zurück. – Von einem schwarzen Schafbock muß man die Wolle auskochen und mit dem Absud die Wunde auswaschen.

Gegen Schwindsucht (súchot): Man muß längere Zeit Hundefett trinken. – Man vergrabe am Kreuzweg einen Pfennig und spreche das Vaterunser rückwärts.

Bei Gelbsucht (bladńica) muß sich der Patient in der Patene oder im Meßkelch spiegeln.

Das Muttermal (macca) wird vertrieben, indem man die Stelle mit der Hand eines Toten bestreicht.

Gegen die Rose (róźw): Man macht mit einer in Teer getauchten tauben Ähre über der Entzündung drei Kreuze und zählt von neun ab rückwärts.

Kopfschmerzen vertreibt man durch Auflegen von Moos vom Strohdache, Kumst, heißem Klee oder durch Ansetzen von Blutegeln. – Eine Schüssel mit kaltem Wasser wird auf den Kopf des Patienten gestellt und darin ein eiserner Topf untergetaucht. Sowie das Wasser in den Topf einzieht, hören die Kopfschmerzen auf.

Gegen Verbrennen oder Verbrühen gebraucht man Hühnerfett, die Haut von den Füßen der Gänse, grüne Seife, Fischlauge, Ahornblätter und Lehm.

Gegen Husten trinkt man den Saft von aufgekochten Vogelbeeren, braunen Zucker in Wasser aufgelöst, Syrup mit Schnaps, heißes Wasser.

Hat man sich verhoben, so muß man von dem betreffenden Gegenstande, an dem dies geschehen ist, etwas abschaben und in Wasser aufgelöst trinken. – Man muß das Fett vom Schafbock oder einer schwarzen Katze trinken. – Man muß ranziges Fett in Essig aufgekocht einnehmen. – Auch ein Aderlaß dient als Mittel.

Gegen graue Haare muß man das Mark vom Pferdeknochen auskochen und damit waschen.

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Verschiedene Aberglauben aus Ciessau Kr. Neustadt

aus: 'Mitteilungen des Vereins für Kaschubische Volkskunde' (Hrsg. Dr. F. Lorentz und I. Gulgowski) 1908-1913

 

Wenn die Henne brütet, muß man beim Heranziehen eines Gewitters von unten und von oben je ein Messer ins Nest stechen, sonst sterben die Küchlein im Ei.

Wenn die jungen Gänschen zum erstenmal auf die Weide getrieben werden sollen, muß man sie durch das rechte Bein der Unterhosen schlüpfen lassen, dann können sie nicht durch den bösen Blick behext werden.

Wenn die jungen Gänschen zum erstenmal auf die Weide getrieben werden, muß man ein quadratförmiges, ½ Fuß breites Stück Rasen abstechen, dies auf die Weide bringen und die Gänschen darunter hindurch gehen lassen, dann sind sie vor Krähen geschützt.

Das Waschen mit Osterwasser schützt für das ganze Jahr vor Wunden und vor dem Verbrennen durch die Sonne.

Am Charfreitag muß man vor Sonnenaufgang die Stuben fegen und den Kehricht auf das Grundstück eines Nachbarn werfen, dann ist man selbst vor Flöhen geschützt, während der Nachbar diese bekommt.

Bei Eutergeschwulst der Kühe muß man rückwärts die Zehner von 90 an, 1 und 0 zählen, bei jeder Zahl das Euter langsam streichen, eine Zitze anfassen und scharf ziehen; wenn man dies je dreimal morgens, abends und am nächsten Morgen getan hat, vergeht die Geschwulst. – Oder man wickelt einen lebendigen Maulwurf in ein Tuch, beißt ihm den rechten Vorderfuß ab und erwürgt ihn mit der Hand. Mit dieser bestreicht man das Euter und kratzt es mit dem abgebissenen Fuß.

Wenn die Kuh nicht aufhören will zu rindern, schneidet man den höchsten Trieb vom Kirschbaum ab, klopft damit die noch im Stalle angebundene Kuh dreimal von vorn nach hinten, nach dem Bespringen wird dies wiederholt und nochmals, wenn die Kuh in ihren Stall zurückkehrt, aber noch nicht angebunden ist. Den Zweig muß man dann über der Kuh auf einen Balken stecken.

Wenn die Sau oft nach dem Eber verlangt, muß man sich selbst rasieren, den abgeschabten Schaum von drei Malen aufheben und der Sau ins Fressen geben.

Warzen muß man mit geschabter feuchter Kreide einreiben. – Oder dem Fleischer ein Stück Fleisch stehlen und es vergraben, wenn es verfault, vergehen die Warzen. – Oder man muß Kocherbsen in der Zahl der Warzen über die Schulter in den Brunnen werfen und stillschweigend nach Hause gehen. – Oder in einen Espenknüppel, die Warzen rückwärts zählend, bei jeder Zahl eine Kerbe schneiden und den Knüppel gegen die Sonne werfen.

Epilepsie heilt man, indem man von drei schwarzen verschnittenen Ebern das Trommelfell des rechten Ohres verbrennt und dem Patienten die Asche in drei Portionen in Wasser oder Milch eingibt.

Wenn das Vieh häufig krank wird, läßt man einen schwarzen Ziegenbock in den Stall, der zieht die Krankheiten ab.

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Verschiedene Aberglauben aus Linde Kr. Neustadt

aus: 'Mitteilungen des Vereins für Kaschubische Volkskunde' (Hrsg. Dr. F. Lorentz und I. Gulgowski) 1908-1913

 

Wenn’s von der Milch keine Butter gibt, so muß man eine Tasse mit Milch auf einen Kirschbaum stellen, bis eine Schwalbe hinüberfliegt.

Mittel gegen Warzen: Man bindet an eine Warze einen Zwirnsfaden und macht in diesen soviel Knoten, als man Warzen hat. Dann bringt man den Faden in den Schweinestall und legt ihn unter den Trog und geht hinaus, ohne sich umzusehen. – Wenn man einen Knochen findet, so streicht man diesen dreimal über die Warze, wirft ihn dann weg und geht dann fort, ohne sich umzusehen. – Wenn jemand gestorben ist, so muß man den Lappen, mit dem der Tote gewaschen worden ist, dreimal über die Warze streichen. – Wenn der Mond das erste Mal aufgeht (gemeint ist Neumond), so muß man dreimal mit der Hand über die Warzen streichen.

Wenn die Kuh nicht fressen will, so muß man eine Bremse greifen, den Hinterleib mit Schmalz bestreichen und sie dann fliegen lassen.

Wenn die Butter im Butterfaß nicht fest werden will, so muß man einen Kamm unter das Faß legen.

Wenn man einer Glucke Eier unterlegt, so muß man dabei Brot essen, damit die Küchlein später gut fressen.

Ein Mittel für kranke Augen und Ausschlag. Man nimmt ein gefundenes Hufeisen und noch acht andere Stückchen Eisen und tut diese in einen Topf. Dann läßt man sie erwärmen und wirft sie in eine Schüssel Milch. Über den aufsteigenden Dampf hält man nun die kranken Stellen. Dies muß dreimal gemacht werden.

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Allerlei Aberglaube aus Strellin, Kr. Putzig.

aus: 'Mitteilungen des Vereins für Kaschubische Volkskunde' (Hrsg. Dr. F. Lorentz und I. Gulgowski) 1908-1913

 

Wenn man eine Hexe schlagen will, muß man Ahornruten nehmen, die Schläge von andern Ruten fühlt sie nicht.

Vergräbt man geweihte Ahornfrüchte unter der Türschwelle, können weder Hexen noch Zigeunerinnen das Haus betreten.

Gibt man einer Hexe geweihte Ahornfrüchte zu essen, so muß sie erbrechen; gibt man ihr am Himmelfahrtsfeste geweihte Johanniswurzel (sύątojańskï korzeń, anthemis pyrethrum, gem. Bertram), so muß sie erbrechen oder fortlaufen.

Wer am Abend vor Johannis zuerst mit den Gänsen ins Dorf treibt, öffnet den Hexen das Tor.

Bevor am Abend vor Johannis das Johannisfeuer (sobotka) angezündet wird, werden die Hexen durch Peitschenknallen aus dem Dorfe getrieben.

Die Johannisnacht ist Freinacht für die Hexen.

Von den Zigeunern kann man für einen Taler das Glück kaufen. Man bekommt eine Schachtel, diese muß man immer bei sich tragen, aber darf sie nicht öffnen.

Fliegt eine Schwalbe auf der Weide unter eine Kuh, so wird deren Milch blutig. Man muß die Kuh abmelken und die Milch in einer Untertasse auf eine Grenze stellen, dann hört die Blutung auf.

Wenn eine Kuh frischen Klee gefressen hat und aufgeblasen ist, muß man dem Nachbar Schmiere vom Wagen stehlen und ihr zu fressen geben.

Wenn Pferde verfüttert sind und nicht fressen wollen, muß man vom Wagen des Nachbars, ohne daß er es merkt, von sechs Speichen den Schmutz abkratzen und dabei vor- und rückwärts zählen (1, 2, 3, 4, 5, 6, 6, 5, 4, 3, 2, 1), den abgekratzten Schmutz muß man den Pferden im Trank zu saufen geben.

Wer nicht ausbuttern kann, muß sich vom Nachbar einen Taler leihen und ihn ins Butterfaß legen. Oder er muß das Butterfaß auf einem Schubkarren siebenmal ums Dorf fahren. Oder es auf einem Wagen im Galopp über drei Grenzen fahren. Oder es fest verschließen und einen Berg siebenmal auf und ab rollen.

Um Kröten aus dem Keller zu vertreiben, muß man die Fenster des Kellers verstopfen, eine Kröte verbrennen und den Rauch im Keller lassen, dann verschwinden die Kröten.

Das Setzen einer Glucke muß beim Neumond geschehen.

Beim Setzen der Gans muß man auf das Tierbild achten: wenn die Gans gesetzt wird unterm Widder, können die jungen Gänschen mit den Schafen zusammen auf die Weide getrieben werden, da ihre Federn ohne Schaden von den Schafen gefressen werden können; unterm Stier können die jungen Gänschen mit den Kühen zusammen geweidet werden, da diese ihnen nichts tun; unter den Zwillingen werden immer zwei Dotter im Ei sein, und die jungen Gänschen gehen ein; unter dem Krebs werden sie krüppelig; unterm Löwen werden sie stark; unter der Jungfrau werden es lauter Gänschen weiblichen Geschlechts; unter der Wage werden sie schwer; unter dem Skorpion bekommen sie Läuse; unter dem Schützen werden sie bissig; unterm Steinbock werden es lauter Gänschen männlichen Geschlechts; unterm Wassermann werden sie fürs Bruch geeignet; unter den Fischen werden sie traurig.

Wenn dem Taufkinde Geld ins Kleid gesteckt wird, so wird es reich, wenn ein Buch oder eine Zeitung, so wird es klug.

Wer gut schießen will, muß bei der Kommunion die Hostie ins Taschentuch spucken, in die Flinte laden und zum Schornstein hinausschießen. Er verfällt aber dadurch dem Teufel.

Um Mitternacht in der Weihnachtsnacht nimmt man einen ganz schwarzen Kater, steckt seine Vorderpfoten in einen Sack und trägt ihn dreimal um die Kirche, indem man am Schwanz dreht, daß er miaut und schreit. Dann geht man stillschweigend nach Hause. Unterwegs begegnet man einem Junker zu Pferde, und dieser kauft den Kater für einen Taler. Diesen Taler findet man, wenn man ihn ausgegeben hat, abends immer in der Tasche wieder. (Der Aberglaube ist auch in Kielau, Kr. Neustadt, vorhanden. – S. in Strellin und K. in Kielau besaßen solche Taler, der alte Sch. in Strellin einen Dukaten mit derselben Eigenschaft.)

Um böse Geister zu vertreiben, muß man mit Mistelzweigen oder einem alten Silbergroschen auf sie schießen.

Der Adlerfarn blüht in der Johannisnacht um Mitternacht mit roten Blüten. Wer diese auf einem roten seidenen Tuch auffängt, hat Glück, versteht die Sprache der Tiere und weiß, wo Schätze vergraben sind.

Wer am Johannistage die Kühe am besten bekränzt hat, dessen Kühe geben die beste Milch.

Wer sich beim Johannisfeuer in ein Mädchen verliebt, wird mit ihm glücklich werden.

Um einen Dieb aufzufinden, wird ein Erbschlüssel an einem Seidenfaden aufgehängt, dann nennt man die Namen der verdächtigen Personen oder die Häuser, wo man das Gestohlene vermutet, beim Namen des Diebes oder des Hauses bewegt sich der Schlüssel.

Wenn die Eule im Dorfe schreit, muß jemand sterben.

Wenn der Kater schreit, wird es brennen.

Wenn eine Henne kräht, muß sie geschlachtet werden, sonst stirbt jemand im Hause. In die Henne ist der Teufel gefahren, darum muß man sie nach dem Schlachten an den Beinen aufhängen, damit der Teufel herausfällt. (Dieser Aberglaube findet sich auch in Gossentin, Kr. Neustadt.)

Der von den beim Johannisfeuer verwendeten Teertonen herableckende Teer wird gesammelt und am Morgen zum Feueranmachen benutzt. Auch dient er als Mittel gegen Warzen.

Als Mittel gegen Warzen dient ein dem Nachbar gestohlenes Stück Fleisch, das mit den Zähnen abgerissen werden muß.

Auf dem Strelliner Kirchhofe befindet sich ein Stein mit einer Höhlung, in der sich Regenwasser sammelt. Um Warzen zu vertreiben, muß man sich am Abend vor Johannis bei Sonnenuntergang die Hände mit diesem Wasser waschen und stillschweigend und ohne sich umzudrehen nach Hause gehen.

Bei einer Armverrenkung muß man den Patienten an den Armen an der Decke aufhängen und an den Füßen ziehen, bis es kracht.

Der Weichselzopf muß zu Neumond abgeschnitten werden, dann wächst er nicht wieder.

Am Johannisabend muß man Tymian, weißen Klee, Jesuwundenkraut und Johanniskraut pflücken und trocknen, der hieraus bereitete Tee hilft gegen alle Krankheiten.

Wenn jemand von einer Schlange gebissen ist, muß man die Bißstelle mit dem Brautgürtel bewickeln.

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Glück, Unglück, Zukunft.

aus: 'Die Slawen in Deutschland' (Dr. Franz Tetzner) 1902

 

Schrotkugeln im Wildfleisch bringen für Jäger Glück. Der Backteig und das Brot sollen bekreuzt werden. Ein gefundenes Hufeisen muß man ans Haus annageln; es bringt Glück. Klagt einem ein Kranker sein Leiden, so soll man still sagen: „Klage dem Stein“, daß er die Krankheit einem nicht anklagt. Während des Spiels soll man sein Geld nicht zählen. Hochzeitsthaler vererbt man gern. Wer ein neues Kleid anhat, den muß man zupfen mit den Worten: Zupf, zupf, zupf, daß bald zerreißt, morgen kriegst du wieder ein neues; das heißt „den Schneider herauszupfen“. Man schiebt beim Betreten eines neuen Hauses zuerst ein Thier hinein, mauert es wohl gar ein, damit alles Unglück sich auf das Thier lenken soll und für den Menschen nur das Glück übrig bleibt (vgl. Wallenstein im Altorfer Karzer). Der erste Traum im neuen Hause ist von Vorbedeutung. Mittels Erbbibel und Erbschlüssel kann man Diebe entdecken. Eine Hand, die drei Maulwürfe totgedrückt hat, ist eine glückliche. Wo ein Storch nistet, brennt das Gebäude nicht ab; wo Schwalben ihr Nest haben, schlägt kein Blitz ein. Maulwurfshaufen im Hause bringen Glück, vor dem Hause Unglück. Hunde, die Wassernamen haben, kann kein Dieb besprechen. Die Zukunft erfährt man durch Pantoffelwerfen, Bleischmelzen, Knopfabzählen, Bibelaufschlagen, Lichtverglimmenlassen, mitternächtliches Kreuzwegstehen; besondere Zeiten, die Zukunft zu erfahren, sind: Mitternacht, Sylvesternacht, die zwölf Nächte, Johannisvorabend, Andreastag, Heiliger Abend. Auch verbirgt man gern unter umgestürzten Tellern verschiedenerlei, beispielsweise Brot, Geld, einen Zweig u. dergl., läßt einen Teller wählen und schließt von dem darunter liegenden auf die Zukunft. Glücksgebäck hat man gern in der Schublade. Wenn man Salz verschüttet, wird Zank werden. Ein Unverheirateter soll weder Butter noch Käse anschneiden. Wer das erste Ränftchen bekommt, wird bald heiraten; das Ränftchen darf ein Bettler nicht bekommen. Man bäckt „Neujahrchen“, die giebt man den Neujahrssängern; dies Gebäck soll für das Vieh besonders gut sein. Man setzt niemandem ein unangeschnittenes Brot vor. Schimmlig Brot macht die Augen klar. Das Brot darf nicht mit der Unterseite nach oben gelegt werden. Gäste bekommt man, wenn sich die Katze putzt. Freitags und Montags soll man keine Reise beginnen. In den Zwölften wird, wie allwärts, nicht gern gesponnen und gerungen. Bei zunehmendem Mond unternimmt man alle Sachen, die Wachstum bedingen; bei abnehmendem solche, die ein Verschwinden wünschenswert erscheinen lassen. Für eine geborgte Stecknadel soll man nicht danken, sonst vergeht die Freundschaft. Nägel muß man bei zunehmendem Licht abschneiden. Was man beniest, ist wahr; wenn man in der Rede plötzlich vergißt, was man sagen wollte, war es eine Lüge.

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Adventszeit, Osterzeit, Johannisfest.

aus: 'Die Slawen in Deutschland ' (Dr. Franz Tetzner) 1902

 

Adventszeit. Vermummte und verkleidete Knaben ziehen am Weihnachtsvorabend mit dem Brummtopf herum und singen: Wir treten herein ohn’ allen Spott, einen schönen guten Abend, den geb’ euch Gott (auch: den gab uns Gott), einen schönen guten Abend, eine fröhliche Zeit, die unser Herr Christus uns hat bereit’. Wir wünschen dem Herrn einen goldenen Tisch, auf allen vier Ecken gebratenen Fisch u.s.w. Es folgen Wünsche für alle Familienglieder; zuletzt bekommen die Sänger eine Gabe. – Solche volkstümlichen, der Hauptsache nach wohl von Lehrern oder gewitzigten Leuten gemachten Verse werden auch zum Geburtstage, bei Hochzeitseinladungen, beim Bringen des Erntekranzes und der Erntekrone vorgetragen, sowie als Bindesprüche bei der Ernte, als Richtsprüche, als Schnursprüche der Zimmerleute, Lotsprüche der Maurer und Bindesprüche der Ziegler. Der Umzug des Schimmelreiters, zu dem sich oft noch neben der Musik mit Stürzen, Gießkannen u. dergl. ein Bärentreiber, Storch, Jude, Bettelweib gesellt, findet in der Adventszeit statt,

 

Osterzeit. Die „Palmweihe“ der Weidenkätzchenruten findet ähnlich wie bei den Tschechen zu Palmarum statt, die Kräuterweihe am 15. August. Zu Ostern „hüpft“ die Sonne, man holt Osterwasser und geht schmackostern. Zu Walpurgis bekreuzt man die Thüren.

 

Johannisfest. Man brennt am Vorabend Teertonnen an, die man auf Stangen gesteckt hat, und die Jugend tanzt darum. Den Kühen  bindet man Kränze um den Hals, bekreuzt die Stallthüren und sammelt gewisse Heilkräuter.

 

 


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