Erinnerungen

An die Art der Speisen und deren Zubereitung.

 

mit eigener Hand auf der Schreibmaschine geschrieben

von  Gertrud Glischinski    Juli 2004

 


 

Wenn geschlachtet wurde, waren es wohl 2 Schweine auf einmal. Da wurde auch selbst Wurst gemacht. Leberwurst, Mettwurst, Blutwurst und Knoblauchwurst. Das schmeckte alles ganz lecker. Die Wurstmasse wurde in die gereinigten Därme gefüllt, gekocht und geräuchert. Die Schinken wurden gesalzen, an der Luft getrocknet und dann auf dem Dachboden in der Räucherkammer geräuchert. Das Fleisch als Vorrat wurde in einer Kammer in einem dafür gebauten Behälter in Salzlake gelegt. Dort hielt sich das Fleisch längere Zeit.

Wenn die Gänse geschlachtet waren, wurden die Gänsebrüste auch zum Teil gesalzen und geräuchert. Die Haut vom Gänsehals wurde mit einer Masse gefüllt. Woraus die genau bestand, weiß ich nicht genau. Aber es war wohl Mehl, Fett, Grieben, Majoran, Gewürze und Zucker drin. Das wurde in der Haut gekocht und schmeckte sehr gut, besonders in Scheiben gebraten. Die Gänse hatten durch die Mästung (stopfen) eine große Leber, die passte nicht auf einen Essteller. Sie schmeckte aber sehr gut. Von dem Kleinfleisch – Füße, Flügel, Rücken und ähnliches – wurde Schwarzsauer gekocht. Backobst wurde extra gekocht. Mit der Brühe, Gänseblut und Backobst wurde das Ganze süßsauer abgeschmeckt. Vielleicht kam da auch noch Sirup rein? Längliche Mehlklößchen kamen auch rein. Ich wiederhole mich, es schmeckte sehr gut.

Es gab sehr oft Eintöpfe zum Mittag. Aber auch an Piroggen erinnere ich mich gern. Das war ein ausgerollter Mehlteig. Daraus wurden Vierecke, etwa 10 x 10 cm ausgeschnitten und mit einer süßen Quarkmasse gefüllt. Die Quadrate wurden zu einem Dreieck zusammen geklappt und die Ränder festgedrückt. Dann wurden sie gekocht und gebraten. Dazu gab es eine süße Sosse, mit Honig? Ich habe mich damals noch nicht ums Kochen gekümmert, das war Mutters Sache.

Mein Vater machte manchmal ein Eieromelette. Als es fertig war, wurde Zucker rübergestreut. Dann wurde der Feuerhaken in der Ofenglut heiß gemacht und damit der Zucker auf dem Omelett karamellisiert. Im Winter gab es Sonntags zum Frühstück manchmal ausgelassenen Speck. In das Fett tunkten wir unser Brot und aßen dazu den krossen Speck. Zum normalen Frühstück gab es meistens Milchsuppe von Gerstengrütze. Wer wollte, brockte sich Brot rein und dann noch schön Zucker drauf. Das haben wir gerne gegessen. Abends gab es meistens Mehl-Milchsuppe. Dazu Bratkartoffeln oder Brot. Für die Ernte in der heißen Sommerzeit hat Mutter selbst dunkles Bier (Malzbier?) gemacht. Limo oder Selters kannten wir nicht.

 

Die Milch von unseren Kühen wurde zum Teil an die Molkerei geliefert. Aber wir haben auch mit einer Zentrifuge die Milch selbst entrahmt. Die Sahne musste dann einige Tage kühl stehen und dann wurde Butter daraus gemacht. Wenn die Butter nicht gelb genug war, kam eine Lebensmittelfarbe rein. Die Leute in der Stadt kauften lieber gelbe Butter. Einen Teil der Butter und Eier verkaufte Mutter auf dem Markt in Konitz. Im Sommer gab es auch Stampfkartoffeln und Buttermilch. Dazu gab es ein gebratenes Ei oder krossen Speck.

Manchmal gab es auch Saure-Suppkartoffeln. Salzkartoffeln wurden in reichlich Wasser gekocht, auch mit Salz, Lorbeerblatt, Piment und einer klein geschnittenen Zwiebel. Mit Buttermilch und Mehl wurde die Suppe angedickt. Wenn es Kohlrouladen gab, aß ich gerne den Kohl und Edi den Klops.

Ich kann mich gar nicht erinnern, ob es öfter Fisch gab? Salzhering gab es schon mal. Oder auch schon mal Barsche oder Plötze. Eine Sorte davon hatte viele Gräten. Mutter machte auch selbst Kochkäse, der schmeckte auch sehr gut.

Es wurden Birnen, Kirschen, Gurken und auch grüne Tomaten süßsauer eingelegt. Pflaumenmus und auch andere Marmelade wurde selbst gemacht. Weißkohl wurde reichlich klein geschnitten und eingestampft, und so wurde daraus Sauerkraut.

Mohrrüben wurden im Keller in Sand gelagert. Steckrüben, Weißkohl und Kartoffeln wurden auf dem Feld in Mieten gelagert. Es wurde in länglichen Hügeln aufgeschüttet. Dann wurde alles mit Stroh gegen die Kälte abgedeckt und mit Erde zugeschüttet.

Wenn die Schweine fett genug waren, kam ein Schlachter und kaufte sie für seine Schlachterei. Für jedes Schwein bekamen wir Kinder von ihm Schwanzgeld.

 


zurück zu AlteZeiten

zurück zur Startseite