Terraingesellschaften
Textauszug aus:
„700 Jahre Großhansdorf
1274 - 1974“
Festschrift zur
700-Jahr-Feier
Herausgegeben im
Auftrag des Heimatvereins Großhansdorf-Schmalenbeck e.V.
von Rektor a. D.
Willi Wilken
1974
Im Jahr 1906 wurde in Paapes Gasthof eine „Hundertjahrfeier des freien Grundbesitzes“ festlich begangen. Nur ein Jahr später, als bekannt wurde, dass die Stadt Hamburg ihre Walddörfer in großem Maße für Siedlungszwecke aufschließen und eine elektrische Schnellbahn bauen wollte, war es mit der dörflichen Ruhe und Abgeschiedenheit vorbei. Es kamen die Grundstückshändler, es bildeten sich Terraingesellschaften, die Anteilscheine unter die Leute brachten, es begann ein gewaltiger Boom im Grundstückshandel, und zwar in allen Walddörfern. Allein in Großhansdorf gab es fünf, in Schmalenbeck vier Terraingesellschaften bzw. private Grundstücksverkäufer. Bereits 1910 war mehr als die Hälfte des bäuerlichen Grundbesitzes in fremde Hände übergegangen. Als dann der erste Weltkrieg diese Entwicklung stoppte, gab es schon keinen gut funktionierenden bäuerlichen Betrieb mehr. Zwar haben einzelne Bauern nach den bösen Erfahrungen von Krieg und Inflation versucht, wieder einen Hof aufzubauen und Land zu erwerben, aber die Entwicklung vom Bauerndorf zur reinen Wohnsiedlung war doch nicht aufzuhalten.
Dazu einige Angaben:
1910 gab es in Großhansdorf 5 Terraingesellschaften, die das Bauernland aufgekauft hatten, und zwar
Terraingesellschaft „Am Hansdorfer Wald“ eGmbH ca 75 ha
„ „Hansdorfer Höhe“ eGmbH ca 86 ha
„ „Großhansdorf“ eGmbH ca 37 ha
„ „Großhansdorf an der Aue“ eGmbH ca 21 ha
Treuhandgesellschaft Großhansdorf ca 15 ha
Diese 234 ha waren etwa 50% der bäuerlichen Ackerlandes, dazu kamen noch private Verkäufe. 1933 konnte nur ein einziger Hof, nämlich die Hufe IV von Steenbock mit seinem Reitsitz von mehr als 25 ha das Erbhofpatent erhalten.
In Schmalenbeck wechselte fast das gesamt Bauernland seinen Besitzer, und zwar an:
„Hamburger Landerwerbsgesellschaft Schmalenbeck ca 175 ha
„Terraingesellschaft Park Manhagen“ eGmbH ca 20 ha
Wilhelm Senger ca 8 ha
Max Meyer (Restbestand des alten Hofes) ca 20 ha
Es war für die spätere Entwicklung der Gemeinde ein Glück, dass die Wälder in Staatsbesitz waren und Hamburg, dass 1871 noch den Manhagen-Zuschlag meistbietend versteigern ließ, jetzt von seinem „Aerar“ nichts mehr verkaufte, obgleich es ja die Aufschließung und Besiedelung in jeder Weise förderte. Vielleicht dachten die Planer schon an das zukünftige Naherholungsgebiet.
Prospekt
der Terraingesellschaften
Im pdf-Format
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