Der Deutsche Orden

im Preußenland


Ausarbeitungen zu meiner ganz privaten Familienforschung  -  in Anlehnung an andere Autoren, die es besser wissen als ich

 

  

Wappen der Hochmeister des Deutschen Ordens

 

Der Deutsche Orden, auch Deutschherrenorden, Deutschritterorden oder Kreuzritterorden (lateinisch "Ordo Domus Sanctae Mariae Theutonicorum") genannt, ist der jüngste der drei großen geistlichen Ritterorden. Er wurde im Zusammenhang mit den Kreuzzügen 1190 von Lübecker und Bremer Kaufleuten als Krankenpflegeorden gegründet und 1198 in einen geistlichen Ritterorden mit Sitz in Akkon umgewandelt. Um das Jahr 1000 begannen die zahlreichen Versuche der Ordensritter, eine neue politische und kirchliche Ordnung in die von heidnischen "Pruzzen" bewohnten Gebiete zu bringen. Die ersten, die das beabsichtigten, waren nicht die Deutschen, sondern die Polen.

Nach der Anschauung der damaligen Zeit konnten die obersten Autoritäten der Christenheit, Kaiser und Papst über heidnisches, deshalb als herrenlos geltendes Land verfügen. Die Päpste riefen mehrmals zu Kreuzzügen gegen die heidnischen Pruzzen auf. An diesen Kreuzzügen teilzunehmen, war ebenso verdienstvoll und dem Seelenheil förderlich wie die Fahrt nach dem Heiligen Lande. Papst Innozenz III rief dazu auf, die letzten Heiden Europas zwischen Weichsel und dem Finnischen Meerbusen für das Christentum zu gewinnen und einen Ostseekirchenstaat der römischen Kirche zu errichten. Damit begann eine Zeit der zahllosen und entsetzlichen Vernichtungskriege der Christen gegen das Heidentum. Jedoch war der Widerstand, den die Pruzzen leisteten, zunächst nicht zu brechen.

 

1226 wurde der durch seine staatsmännische Begabung herausragende Hochmeister des Deutschen Ordens, der Thüringer Hermann von Salza (1209-1239), der bereits erfolgreich an verschiedenen Heerfahrten beteiligt war, von Herzog Konrad von Masowien zu Hilfe gerufen, um die Unterwerfung und Bekehrung der Pruzzen in die eigenen Hände zu nehmen und einen Ordensstaat zu errichten. Kaiser Friedrich II. ermächtigte den Deutschen Orden durch die Goldbulle von Rimini im März 1226 zu eigener Herrschaft in diesem Land.

Hermann von Salza

Hochmeister des Deutschen Ordens von 1210 bis 1239

 

Im Frühjahr 1231 betrat Hermann Balk, Landmeister des Deutschen Ordens, mit einer Schar von Kreuzfahrern bei Thorn das rechte Weichselufer. Sie sahen sich als Sendboten der abendländischen Christenheit. Hermann von Salza war selbst nie im Preußenland gewesen, und auch die nächst folgenden Hochmeister sind nur selten und dann nur auf kurze Zeit nach dem Lande gekommen, in dem der Orden seinen Ruhm begründen, seine Blüte und dann seinen Untergang erleben sollte. Besonderen Glanz erhielt die Ordensherrschaft, als im Jahre 1309 Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen seine Residenz von Venedig nach der Marienburg verlegte, die von nun an den Mittelpunkt des Ordensstaates bildete. Die Ordensritter waren keine geistigen Menschen, sondern Männer der praktischen Arbeit, die Burgen, Spitäler, Mühlen und Deiche bauten, Dörfer und Städte anlegten, Menschen ins Land holten, ihnen Arbeit gaben.

 

Als der Orden seine Herrschaft nach Norden ausdehnte, blieb er seiner Pflicht, Vorkämpfer der abendländischen Christenheit gegen die Heiden zu sein, treu. Anders war es bei der Ausdehnung nach Westen. Links der Weichsel war ein von slawischen Stämmen bewohntes Herzogtum Pommerellen entstanden, dessen Fürsten aus dem Geschlecht der Samboriden ihren Sitz in Danzig hatten. Sie hatten zeitweise in Grenzkämpfen mit den Nachbarn, den Polen, Pommern und dem Orden, gelegen, im übrigen aber, ebenso wie alle anderen slawischen Fürsten dieser Zeit, ihr Land dem Christentum geöffnet. Das Fürstengeschlecht ging in blutigen Kämpfen unter und hinterließ der Nachwelt eine politisch verworrene Lage, da Herzog Mestwin 1269 sein Land den askanischen Markgrafen von Brandenburg, schon ein Jahr darauf aber seinem Vetter Boleslaw von Polen übertragen hatte, und dann 1282 dessen Neffen und Nachfolger Przemyslaw II.

Als mit Mestwins Tode 1294 das pommerellische Herzoghaus ausstarb, machten sowohl der König von Polen wie auch die Askanier ihre Ansprüche geltend. In diesen Wirren bedienten sich beide Parteien des Deutsche Ordens. Der Polenkönig rief ihn herbei, um die Brandenburger aus Danzig, das sie besetzt hatten, zu vertreiben, und der Askanier verkaufte, als er sah, daß er Pommerellen doch nicht in Besitz nehmen konnte, seine Ansprüche 1309 an den Orden, der sich den Besitz des Landes 1313 vom Kaiser bestätigen ließ. Der Polenkönig verzichtete erst 1343 im Vertrag von Kalisch auf alle Ansprüche.

  Es ist unmöglich, in diesem verworrenen Streit Recht und Unrecht zu unterscheiden. Der Ausgang war kein Sieg des Rechts, aber auch kein Triumph der Gewalt. Erfolg hatte die geschickte Politik des Ordens, der mit der Erwerbung Pommerellens eine für seinen Staat lebenswichtige Landbrücke zum Reich herstellte, freilich damit das ebenfalls begründete Streben Polens nach der Küste der Ostsee durchkreuzte. Es hatte dieser Kampf nichts mehr mit der Missionsaufgabe des Ordens zu tun; er war rein politischer Art. Mit Pommerellen gliederte der Orden seinem Staat ein Gebiet an, das schon christlich und zudem vorwiegend von Slawen bewohnt war. Seinen Gewinn bezahlte er jedoch mit der latenten Gegnerschaft Polens. Die Erwerbung Pommerellens war nicht nur ein unbestreitbarer politischer Erfolg des Ordens, sondern auch eine Belastung der preußisch-polnischen Nachbarschaft.

 

Winrich von Kniprode

Hochmeister des Deutschen Ordens von 1351 bis 1382

 

Unter dem Hochmeister Winrich von Kniprode stand das Ordensland in hoher Wirtschafts- und Kulturblüte. Seine Städte (Danzig, Thorn, Elbing, Königsberg u.a.) gehörten der Hanse an. Aber diese Herrlichkeit sollte nicht lange dauern. Der Orden hatte das Land unterworfen und je länger, je mehr wurden die stolzen Ordensritter von den Landständen eher als Bedrücker denn als Beschützer betrachtet. Als im Jahre 1386 der Großfürst von Litauen zum Christentum übergetreten war und durch seine Heirat mit der polnischen Thronerbin Hedwig die beiden mächtigen Reiche miteinander verbunden hatte, verlor der Deutsche Orden seine Missionsaufgabe und geriet in einen wachsenden Gegensatz zu Polen. Nach der vernichtenden Niederlage von Tannenberg durch ein polnisch-litauisches Heer 1410 versuchte Hochmeister Heinrich von Plauen, den Orden zu reformieren und der sich gegen die Ordensherrschaft auflehnenden Stände und Städte Herr zu werden; er wurde 1413 gestürzt. Die Stände schlossen sich 1440 zum Preußischen Bund, dem auch die im "Eidechsenbund" verbundene Opposition des Adels beitrat, zusammen. Mit dem Rückhalt bei Polen bekämpfte der Preußische Bund den Deutschen Orden 13 Jahre lang. im Zweiten Thorner Frieden (1466) musste dieser Pommerellen, das Kulmer Land und das Ermland dem polnischen König überlassen und dessen Oberhoheit über das übrige preußische Ordensland akzeptieren. Die Städte Danzig, Elbing und Thorn wurden als "Quartierstädte" kleine Freistaaten. Vergebens bemühten sich die letzten Hochmeister um Reichshilfe gegen Polen. Im Anschluss an die Reformation wurde das preußische Ordensland in ein erbliches Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit umgewandelt. Die Säkularisation des Ordensstaates wurde von Kaiser, Papst und dem Deutschmeister des Ordens, der seinen Sitz in Mergentheim hatte, nicht anerkannt. Der Deutschmeister führte die Tradition des Hochmeisters fort. 1530 übertrug im Kaiser Karl V. die Administration des Hochmeistertums (Sitz: Mergentheim). 1809 hob Napoleon den Deutschen Orden in Deutschland auf.

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An der Spitze des Ordens stand der von den Rittern selbst auf Lebenszeit gewählte Hochmeister, der seinen Sitz 1291 von Akkon nach Venedig, 1309 auf die Marienburg und 1457 nach Königsberg verlegte. Er war als Ordensoberer nicht Reichsfürst, nicht vom Kaiser belehnt, aber reichszugehörig. Sein enger Beirat in der obersten Verwaltung waren die fünf obersten Gebietiger (Großgebietiger): der "Großkomtur", der "Ordensmarschall", der "Spittler", der "Trappier" und der "Treßler"

  Der Großkomtur war der ständige Vertreter des Hochmeisters, der Marschall führte das Ordensheer, falls es der Hochmeister nicht selbst tat, der oberste Spittler leitete das Spitalwesen, der Trappier war für die Versorgung der Burg zuständig, der Treßler verwaltete die Finanzen.

Man kann diese Gebietiger aber nicht als Minister bezeichnen. Nur der Großkomtur und der Treßler, die in der Marienburg amtierten, hatten gewissermaßen oberste Ressorts zu verwalten. Die drei anderen waren in erster Linie Komture für die verschiedenen regionalen Bezirke (Königsberg, Elbing, Christburg). Zusammen mit den Komturen von Thorn und Danzig bildeten diese fünf Männer den "innersten Rat", der dem Hochmeister zur Seite stand, in inneren Angelegenheiten des Ordens wie auch in allen Entscheidungen, die das Land und die Politik betrafen.

Im ganzen Ordensstaat gab es etwa 25 Komtureien, dazu mehrere Vogteien (z.B. Dirschau) und Pflegeämter (z.B. Bütow), die teils selbständig, teils den Komturen unterstellt waren.

 


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