Hansdorfer Wanderungen ...

 

 

 

 

 

 

1. Teil

 

Eine Wegebeschreibung aus:

„Wer wandert mit?

Zwölf Wanderungen zur Heimat- u. Landschaftskunde der Niederelbe“

(1932)

 

Nach Groß-Hansdorf - Ahrensburg

 

...wer die Spuren der letzten Vereisung aufsuchen will, braucht nicht in das dafür typische Ostholstein zu reisen sondern kann sie schon in 15 – 20 km Entfernung vom Zentrum der Stadt in der Nähe Ahrensburgs antreffen.

 

Wir benutzen die Walddörferbahn, die von Barmbeck nach Groß Hansdorf führt. Auf kühn geschwungenem Brückenbogen kreuzt Sie die Geleise der Vorortsbahn. Holzhäuser zur Rechten, die einst als Notstandswohnungen gebaut wurden, sind jetzt als Altenheim eingerichtet und machen einen sehr freundlichen Eindruck. Immer neue Häuserblocks erheben sich hier am Rande der Stadt, z. T. im modernen Sachlichkeitsstil, meistens Ziegelbauten; zur Linken fällt ein großes Laubenhaus auf. Bald ist die Stadtgrenze erreicht. Plötzlich hören die Etagenhäuser auf. Wir sind auf preußischem Gebiet. Einige 100 Meter südwärts schiebt sich Hamburg noch 1 km nach Osten. Da wandern die Hochhäuser weiter in die Landschaft hinaus. Der große Bau am Ende ist eine moderne Volksschule mit 40 Klassen.

 

Ganz anders ist das Bild in der Nähe: eine niedrig gelegene Fläche, die zum Gemüsebau verwandt wird. Zahllose Lauben stehen rechts und links. Zur Rechten fällt die Rennbahn von Farmsen, zur Linken ein größeres Gewese mit Landwirtschafts- und Fabrikgebäuden ins Auge. Es gehört dem Hamburger Staat und liefert Gemüse, Eier und Butter für das Altenheim.

 

Die Walddörferbahn hat in starkem Maße die Siedlung belebt. In Berne und Volksdorf, den Hamburg zunächst gelegenen Einschlussgebieten, sind ganze Straßenzüge neu entstanden. Der echte Hamburger bevorzugt Hamburger Grund und Boden beim Siedeln. Die Zugehörigkeit zum Hamburger Staat dürfte auch die Ursache der verhältnismäßig starken Bewaldung sein, die diesen Orten nebst Groß Hansdorf und Wohldorf den Namen „Hamburger Walddörfer“ einbrachte. Ursprünglich dem Hamburger Kloster pflichtig, verstand Hamburg es, die Orte in seinen Besitz zu bringen, um die Handelswege nach Lübeck zu sichern. Farmsen-Berne wurde zwischen 1462-1576 stückweise erworben, nachdem Volksdorf (vormals Volkwardesdorp) bereits 1440 angekauft war. Um dieselbe Zeit waren die Wohldorfschen Güter hamburgisch geworden, während Groß-Hansdorf – Schmalenbeck 1442 an den Bürgermeister Hoyer für 1300 Mark verkauft wurde, der die Orte bei seinem Tode für denselben Preis an Hamburg überließ. Alle Walddörfer sind bevorzugtes Siedlungsgebiet und wegen der vielen Waldungen beliebtes Ausflugsgelände.

 

In Volksdorf teilt sich die Walddörferbahn; wir folgen dem östlichen Schienenstrange bis Schmalenbeck. Zur Rechten breitet sich ein Sumpfgelände, auf der Karte Ahrensfelder Teich genannt, aus, an das sich der Hagen, ein Mischwald, anlehnt. Zur Linken erhebt sich, von mehreren Stellen der Bahn sichtbar, die charakteristische Kuppe des Schübergs. Zwei bemerkenswerte Sagen knüpfen sich an ihn. Die eine erzählt von den beiden Riesen, die von Hamburg und Lübeck aus einen Scheinkampf anstellten, um die Bergstedter Kirche zu zerschmettern. Die geworfenen Steine aber verfehlten ihr Ziel. Der Hamburger suchte, im Sande watend, den Stein bei Sasel. Dabei füllten sich die Holzschuhe mit Sand und Erde. Er entleerte sie und so entstanden der Schüberg und der Bocksberg am Bredenbeker Teich. Der Saseler Riesenstein diente lange als Opferstein. –

Im Innern des Schübergs hauste das „schlafende Heer“. Ein armer Schmiedegeselle sah, von Hamburg nach Lübeck wandernd, einen seltsamen Mann am Wege, der ihn aufforderte, seine Pferde zu beschlagen. Er folgte ihm in eine Höhle des Schübergs und beschlug die vielen Pferde. Ritter mit ihren Harnischen lagen schlafend in der Halle. Die alten Eisen wurden dem Schmiedegesellen zum Lohn. Aus Furcht nahm er sie mit. Dann wurde er an den Weg zurückgeführt. Als die Sonne aufging, waren alle Eisen zu Gold geworden.

 

Wir wandern vom Bahnhof Schmalenbeck in östlicher Richtung, vorbei an einem größeren Teich, den Hamburg als Planschbecken und Badegelegenheit hat herrichten lassen. In 10 Minuten ist die Ecke des schönen Buchenwaldes erreicht, den wir jetzt betreten. Wir halten uns rechts und gelangen zur Höhe 67,9, auf der ein hölzerner Aussichtsturm steht, der dem nahen Bahnhof Kiekut seinen Namen gab. Von oben genießen wir den Rundblick. Weit dehnt sich die Ebene nach Westen, wo die Türme Hamburgs im Dunst erkennbar sind, und nach Süden, wo der Sachsenwald den Horizont säumt. Einzelne Bauerndörfer liegen als Siedlungen eingestreut. Das Kirchdorf mit dem spitzen Turm in 3 km Entfernung ist Siek. Ganz anders ist der Blick nach Osten und Norden. Wald beherrscht das wellige, hügelige Gelände. An mehreren Stellen blinken Teiche. Andere sind durch Bäume oder Hügel verdeckt. Der herrschende Waldbaum ist die Buche. Im Walde und in Hoisdorf liegen mehrere Genesungs- und Erholungsheime. Dort im Osten ist Oetjendorf zu suchen, wo Archenholtz seine Geschichte des siebenjährigen Krieges schrieb. Vielfach ist der Großgrundbesitz Eigentümer der Ländereien; Ahrensburg, Jersbek, Tremsbüttel, Lasbek sind solche Gutshöfe.

 

Wir steigen abwärts und gehen in den Buchenwald; da ist das typische Ostholstein in Miniatur: Rundliche Hügel und Kuppen, sehr welliger Boden, Mulden und Senken mit Teichen und Seen. Die Erde klebt; es ist undurchlässiger Lehm, der die Bodenbearbeitung bei häufigem Regen so erschwert. Aber kalkhaltig ist der Boden; deshalb gedeiht die Buche so gut; deshalb streckte der Großgrundbesitz seine Hand danach aus und nahm den guten Weizenboden an sich. Bäche und Wasserläufe sind reichlich vorhanden.

 

Wer genügend Zeit hat, der überschreite hier den Bahnkörper und gehe in östlicher Richtung über Viehkaten nach Hoisdorf. Wundervoll ist der Weg durch Wald, Wiese und Feld. Dann wandert man 5 Minuten auf der Landstraße entlang und auf einem Fußsteig nach Hoisdorf. Hoisdorf ist ein typisches Haufendorf. In der Anlage gleicht es dem Rundling: Der Dorfteich in der Mitte, schöne strohgedeckte Häuser mit Fachwerk, saubere Hofeinfriedigungen. In Hoisdorf wurde Johann Petersen, der erste Chronist unseres Landes, der 1552 als Pastor in Oldenburg starb, geboren.

 

Von besonders malerischer Wirkung ist das Haus Peemöller, das den alten Fachwerkbau in moderner Form verwendet. Fritz Höger, der Erbauer des Chilehauses, hat es 1912 errichtet. Rot sind die Ziegel, weiß die Fenster, grün die schattigen Kastanien. Auf dem Fußwege, der am stark verlandeten See nach Groß-Hansdorf zurückführt, verlassen wir Hoisdorf, das 1713 beim Durchzug von 13 000 Russen fast ganz verwüstet wurde.

 

Der Bahnkörper wird überschritten, ein Fußweg führt am Mühlenteich entlang zum Mühlendamm. Wir gehen 5 Minuten links, dann rechts an der malerisch gelegenen Waldburg vorbei (die wir, wenn die Zeit knapp ist, vom Aussichtsturm aus in 20 Minuten hätten erreichen können). Immer führt der Weg durch Wald, meist Buchenwald. Wir gehen den Fußweg in nordwestlicher Richtung und gelangen an den Hopfenbach, der die Grenze zwischen hamburgischem und preußischem Gebiet bildet. Am Waldesrand erhebt sich eine Reihe hübscher Villen. Malerische Teiche treffen wir mehrfach. Wir halten uns rechts und gelangen auf schattigen Wegen an die Hamburg-Lübecker Eisenbahn, überschreiten sie und kommen auf dem ersten Fußwege rechts zum Ahrensburger Schloß.

 

 

 

2. Teil

 

Eine Wegebeschreibung aus

„Richters Reiseführer -- 150 Ausflüge in Hamburgs Umgebung“

(1915)

 

Ausflug zum   Hamburger Wald

 

Von Ahrensburg gehen zwei Lindenalleen südöstlich, man folge der Allee links; bald leiten links Wegweiser auf einen Fußweg zum Waldrestaurant „Eilshorst“ und zur „Waldburg“. Der Weg ist nun nicht mehr zu verfehlen; er führt in wenigen Minuten zum Walde. Unmittelbar am Eingange desselben liegt am gleichnamigen Gehege das Waldrestaurant und Pensionat „Eilshorst“. Mitten im herrlichen Buchen- und Tannenwalde liegt, von Veranda umgeben, das Hotel und Restaurant „Zur Waldburg“.  Altbekanntes Haus.

 

Die hamburgischen Waldungen, die die „Eilshorst“ und „Waldburg“ umgeben, sind von wohlgepflegten, hübsche Ausblicke auf Groß-Hansdorf bietenden Fußwegen durchzogen. Die ganze Waldung mit dem Dorfe Groß-Hansdorf ist Hamburger Gebiet.

Ein etwa zweistündiger Spaziergang von der Waldburg durch Mühlendammskamp (Etablissement Mühlendamm) über den Fahrweg durch Mühlendammhorst, Rauhenberge nach Fuchsgrund, dicke Eiche (von vier Erwachsenen nicht zu umspannen) und hinauf zur Höhe des „Kiekut“ (73 m) ist sehr empfehlenswert; zu den einzelnen Punkten führen bezeichnete Wege durch prächtigen Buchenwald.

Ein herrliches Panorama überrascht den Besucher von der Höhe. Zur Linken sieht man in der Ferne Hoisdorf und die Waldungen vor Lütjensee. In gerader Richtung das Kirchdorf Siek. Halb rechts zu Füßen das Hamburger Dorf Schmalenbek, wohin Fußwege durch dichten, abwechslungsreichen Wald führen, und fern am Horizont in derselben Richtung bei klarem Wetter die Türme Hamburgs.

Zurückkehrend hält man sich rechts, gelangt durch Himmelshorst über eine kurze Strecke Fahrweg nach der großen hamburgischen Kiefern- und Fichtenwaldung Eilberg. Sich gegen Westen wendend, trifft man als Abschluß des Eilbergs eine große offene Eichenwaldung, die man durchschreitet und durch die man nach den Hamburger Walddörfern Groß-Hansdorf und Mühlendamm gelangt.

 

Gasthöfe. Hotel „Vier Linden“, mit Garten. – Etablissement Mühlendamm, mit Garten.

 

Den Rückweg zur Bahn kann man auf dem Fahrwege nehmen. Man passiert hier zur Linken die reizende Besitzung eines Hamburger Kaufmanns, schön im Walde gelegen mit großem Karpfenteich; einige Minuten später zur Rechten Das Wirtshaus „Lurup“. Zwischen Groß-Hansdorf und Schmalenbek das Invaliden- und Genesungsheim der Hansestädte. Der Weg von der Waldburg nach Ahrensburg über Lurup dauert 35 Min., der direkte Fußweg am Waldrestaurant „Eilshorst“ vorbei durch Wald und Feld nur 25 Min.

 

 

 

 

 

3.Teil

 

Wegebeschreibung aus dem

„Hamburger Wanderbuch -- Wanderungen nördlich der Elbe“

(1927)

 

 

... Ausflug 35.   Ahrensburg-Großensee-Trittau

Start am U-Bahnhof „Hopfenbach“ (=Ahrensburg-Ost)

 

Dicht beim Bahnhof über die Bahn und schräg links nach der nächsten, von Ahrensburg nach Siek führenden Straße hinüber, der man nun folgt. Vor der ersten Häusergruppe, Vierbergen, eine kleine Talsenkung und hübscher Blick auf die etwas hügelige Landschaft; gleich darauf die Hamburger Grenze. Die Straße wendet sich links, gleich darauf wieder rechts und führt an Dr. Albrechts Wulfriede und an einer zweiten schön gelegenen Besitzung vorüber nach Schmalenbek (40 Min.).

 

Etwa 12 Min. östlich liegt am Waldsaume das Gehöft Kiekut; auf der benachbarten Höhe (68m) ein hölzener Aussichtsturm mit weiter Aussicht.

Von Kiekut führt auch eine Fahrstraße direkt nach Siek.

 

 

 

 

... Ausflug 36.   Ahrensburg-Lütjensee-Trittau

 

Vom Bahnhof wie in voriger Route nach der Sieker Straße, die nur gekreutzt wird; dann Fußweg gerade auf den schon auf Hamburger Gebiet liegenden Wald los, nach der ehemaligen Restauration Waldburg (25 Min.). Etwas weiter eine Försterei; hübsche Spaziergänge im Walde. Bei der Försterei trifft man wieder auf die Fahrstraße, die sich nach 3 Min. vor Mühlendamm teilt (Wgw. Ahrensburg, Gr.-Hansdorf, Hoisdorf). Es bieten sich nun mehrere Wege nach Hoisdorf dar. Am lohnendsten ist es, den durch Straßenschilder bezeichneten Waldreiterweg zu verfolgen, der nach 12 Min. unter der Walddörferbahn hindurchführt. Nach weiteren 5 Min. zweigt von ihm r. ein hübscher Waldfußweg ab, der nach 13 Min. r. von einem Gehöft auf eine von Siek kommende Fahrstraße mündet. Auf dieser l., hinter dem letzten Hause r. ab, Fortsetzung des Fußweges, der in wenigen Minuten neben einem Hause auf die Fahrstraße von Ahrensburg nach Hoisdorf trifft. Diese zieht um die sw. Spitze des Hoisdorfer Sees herum ...

 

Man kann auch bei dem Wegweiser nahe der Försterei die Straße nach Gr.-Hansdorf, wo sich ein Genesungsheim der Landesversicherungsanstalt der Hansestädte befindet, einschlagen, und nun entweder nach 3 Min. auf einem Fußweg r. ab an die erste von jenem Dorfe her kommende Fahrstraße oder ganz durch Gr.-Hansdorf mit einer Biegung nach r. hindurchgehen. Beide Fahrstraßen vereinigen sich sö. vom Dorfe vor einem Walde, durch den von beiden aus abkürzende Fußwege führen, die weiterhin an einem Punkte der Fahrstraße wieder zusammentreffen. Nun auf dieser am s. Saume des Waldes entlang, dessen ö. Rand Grenze des hamburgischen Gebietes ist. Gleich darauf biegt die Straße scharf r. (ein Fußweg schneidet die Biegung ab) und erreicht bald die sw. Spitze des Hoisdorfer Sees.

 

Durch die am 6.November 1921 eröffnete Walddörferbahnlinie ist eine moderne Schnellbahnverbindung

 Gr.-Hansdorfs mit Hamburg geschaffen. Die Züge fahren in 19 Min. als Pendelzüge von Volksdorf über Buchenkamp, Ahrensburg-Süd, Hopfenbach, Schmalenbeck und Kiekut nach Gr.-Hansdorf mit Anschluß an einzelne von und nach Barmbeck verkehrende Züge.

 

 

 

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